Abschiedsode
von Ritter Gero auf der Jahreshauptversammlung am 17. Februar 2013:
Oh ja, was waren unsere Jahre schön,
warum sollt´ ich jetzt eigentlich gehen?
Aber so langsam werden meine Haare grau,
und manch einer macht mich zur Sau,
weil ich noch immer den Ritter spiele
und mir den Geist und mein Kreuz verbiege.
Und viele sehen nur Pyrrhussiege,
dass das Geld besser woanders liege.
Es sei die Burg, so könnt man wetten,
vor dem Verfall eh´ nicht zu retten.
Ja wer so denkt, ist Pessimist,
wenn das nicht noch was Anderes ist.
Die Burg gehört doch schließlich allen,
sie muss nicht jedem auch gefallen.
Ganz schlimm ist auch der Egoist,
der die Gefühle des anderen mit Füßen tritt,
dessen Herz für das Schöne von früher schlägt,
der die Sehnsucht nach dem Einst hier in sich trägt.
Der alte Kult, der Brauch, die Sitten,
all das ist - heut fast unbestritten -
kein Kinderspiel, gar Totentanz
oder sonst ein Firlefanz!
Es ist die ernsthafte Besinnung,
auf der Zeiten Rückgewinnung.
Es ist die Bewahrung des wertvollen Alten,
nur so bleibt es uns noch lange erhalten.
So erhalten wir, was noch vorhanden ist,
unsere Kinder wissen es sonst nicht,
wie frühere Zeiten einmal gewesen.
Nur wenige sind wohl da noch belesen.
Ganz schlimm sind auch die, die in allen Winkeln
nach Fehlern suchen und ans Burgtor pinkeln.
Ein Gärtner sollte in fremden Gärten,
zertrampeln nicht die junge Saat,
schon gar nicht kann er dort was ernten,
was er nicht selbst gesäet hat.
Totengräber hat er uns genannt,
das finde ich schon allerhand!
Er setzte es ins Wort und Bilde,
was führt der Mann denn bloß im Schilde?
Erkennen kann ich nur Schimpf und Schande.
Was wollte er damit denn erreichen?
Dass des Vereines feste Bande
zerreißen, und wir davon uns schleichen?
Ein neuer Anfang soll´s heute sein,
so ist es wichtig, ganz ungemein,
vertragen wir uns mit unseren Feinden,
etwas anderes wäre doch zum Weinen.
Die Franzosen stehen nicht mehr im Land,
schon lange reichen wir uns die Hand.
Denn Einigkeit macht Kleines groß,
und führt auch Gegensätzliches zusammen,
Uneinigkeit stellt leider bloß,
dass große Dinge rasch sind vertan.
Heut´ wollt´ ich noch einmal resümieren,
als Ritter Gero reüssieren,
da kann ich selbst mich nicht blamieren,
Euch aber wohl auch amüsieren.
Zugleich aber auch nachdenklich stimmen
und auf die Zukunft Euch besinnen.
Noch einmal wollt zurück ich blicken,
zuzuhören wollt` ich Euch bitten.
Eine Zeitreise sollte das schon sein,
bewegt hat sie mich ganz ungemein.
Doch leider ist jetzt die Zeit zu knapp,
so kürz´ ich meine Rede ab!
Oh ja, es waren die Jahre schön,
ich frag´ mich, sollen wir wirklich gehen?
Wenn wir jetzt gehen, vergesst es nicht,
zu Ende ist die Geschichte nicht.
Die Zeit läuft weiter, sie bleibt nicht stehen,
und unsere Burg braucht wie besehen,
den Burgverein so lebenswichtig,
Ihr reifen Bürger, versteht mich richtig.
Ganz sicher ist die Not der Bedürftigen und Kranken
viel wichtiger als Burgen, Schlösser, Monumente,
doch ohne Hilfe kommen auch die sehr bald ins Wanken;
drum mahn´ ich an, man doch bedenke,
dass der Erhalt der Zeugen aus vergangener Zeit
ist gleichfalls auch Sozialarbeit.
Wir haben hier das Mitleid nicht als Werbeträger,
drum ist´s für uns unendlich schwerer,
der Burgen Not deutlich zu machen;
dem Spender dankt kein Kinderlachen.
Dass aber die Türme unserer Banken
wie der Turm zu Babel in den Himmel ranken,
und eine Burg mit ruhmreicher Geschichte
steht nur im Schatten, nicht im Lichte,
das ist historisch ignorant,
Unwiederbringliches wird hier verkannt.
Oh ja, es waren die Jahre schön,
aber ich glaub´, ich muss jetzt wirklich gehen.
So langsam schmerzen mir die Glieder.
Ich lege jetzt mein Schwert hier nieder.
Der beste Ritter soll es führen,
und den müsst Ihr hier heute küren.
(Man hört das Lied „It´s time to say goodbye“)
Vernehmt zum Abschied diese Klänge,
eine Menge Wehmut schmerzt dabei.
Meine Absicht war´s, das mir dies gelänge,
ich sag: Es ist Zeit, es ist vorbei.
Ritter Gero verneigt sich ritterlich,
ein letztes Mal, - jetzt gehe ich.